Bye bye, Plastiksack: bringt das Plastiktütenverbot etwas?

Das Schweizer Parlament beschloss 2012 ein Verbot für die Ausgabe von Plastiktüten. Umgesetzt wurde erst einmal gar nichts – bis die Migros 2016 Plastiksäcke verbannte, oder 5 Rappen pro Tasche verlangte.

Andere Unternehmen zogen nach, und spätestens seit China seit Anfang Jahr unseren Plastikmüll nicht mehr will, werden Produzenten und Verbraucher zum Plastiksparen und Recycling angehalten.

Du hast dich auch schon über dick in Plastik verpackte Bio-Rüebli und Öpfel aufgeregt? Verständlich. Wir haben über Plastikmüll recherchiert und herausgefunden, ob das Tütensparen etwas bringt, oder ob all Deine Bemühungen letztendlich doch im Meer versinken.

 Plastikmekka Schweiz: Das sind die Zahlen und Fakten

  1. In der Schweiz war der Verbrauch von Plastikverpackungen dreimal so hoch wie in anderen europäischen Ländern: 125 Kilogramm produzierte jede Schweizerin und jeder Schweizer noch vor wenigen Jahren, heute sind es 90 Kilo – eine Badewanne voll, wie die NZZ berichtet. 
  1. Wenn Du Dir einen Plastiksack schnappst, benutzt Du ihn durchschnittlich 25 Minuten. Seine Herstellung hat Erdöl und viel Energie verbraucht und wenn man ihn verbrennt, setzt er Dioxin frei. 
  1. Wir alle wissen um das Problem von Verpackungsplastik. Weitere, weniger bekannte Plastikquellen sind Kleidungsstücke und das Auto: Beim Waschen von Sportsachen und Mikrofaserteilen gelangen Plastikfäden ins Abwasser. Beim Autofahren setzt der Autoreifen Kleinstpartikel aufgrund des Reifenabriebs frei – rund 600 Gramm pro Europäer.

Momentan werden 25 Prozent des Plastikmülls in der Schweiz recycelt. Wenn wir es genau nehmen, müssen wir dabei aber zwischen Verpackungsplastik und PET unterscheiden.

Der Verpackungsplastik wird in der Schweiz entweder verbrannt, um Energie zu gewinnen, oder nach Deutschland exportiert.

Früher haben wir fast all unseren Müll nach China verschifft. Seit Anfang Jahr ist das jedoch vorbei, denn die Chinesen wollen unseren Müll nicht mehr. Deshalb steht auch die Schweiz vor einem Müllproblem.

Was viele nicht wissen: die Herstellung dieser «verteufelten» Plastiksorten ist ressourcenschonender und billiger als diejenige von PET. Aus der Sicht von Experten ist es positiv, dass die Schweiz diesen Plastikmüll verbrennt, anstatt ihn zu trennen.

PET: Unter dem Strich dennoch sinnvoll

Dennoch sieht die Sache bei PET etwas anders aus. Die Herstellung dieser Plastikart ist zwar aufwendig, aber es lässt sich sehr gut sammeln und wiederverwerten, da es fast ausnahmslos für Flaschen verwendet wird.

Wirtschaftlich gesehen lohnt sich das Recycling von PET nicht. Aber: jedes Kilo PET spart 50 % Energie im Vergleich zur selben Menge Neumaterial. Daher ist PET Recycling aus ökologischer Sicht sinnvoll.

Das heisst aber nicht, dass man den restlichen Plastikabfall nicht mehr sammeln und trennen soll. Die beiden Anbieter «Recycling-Sack» und «Kuh-Bag», die beide zwischen 2 und 3 Franken kosten, rezyklieren immerhin 60 Prozent ihres Plastiks. Bei anderen Anbietern sind sich Experten jedoch nicht so sicher, meldet der Beobachter. Auf der Seite liest man auch, dass sich Gemischtplastiksammlungen erst ab einer gesamten Wiederverwertung von 70 Prozent lohnen – eine Quote, die PET-Sammlungen erreichen.

Also: Augen auf beim Recyceln.

Reden wir Klartext: das bringt Recycling wirklich

Ein bisschen ernüchternd fanden wir diese Zahlen beim Schreiben schon, das müssen wir zugeben. Doch: unter dem Strich zeigen die 5-Rappen pro Sack Initiative und das Einsparen von Plastik eines jeden von uns Wirkung.

Laut eigenen Angaben sagen Coop und Migros beide, dass die Nachfrage nach Plastiksäcken um 80 Prozent zurückgegangen ist, seit sie Geld kosten. Coop gibt an, seit 2016 pro Jahr 850 Tonnen Neuplastik eingespart zu haben.

Bei Coop und in der Migros bestehen die kleinen, dünnen Plastiksäckli für Obst und Gemüse zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial.

Und es wird noch besser: Laut einer 25-jährigen Studie des britischen Zentrums für Umwelt-, Fischerei- und Aquakulturwissenschaften (CEFAS) findet man auf dem Meeresboden deutlich weniger Plastiktüten, seit die europäischen Ländern Gebühren für die Säcke eingeführt haben.

EU-weite Massnahmen wirken

Die Forscher stellten fest, dass es in den Gewässern um Norwegen, Deutschland, Nordfrankreich und Irland 30 Prozent weniger Plastiktüten gibt. Dafür untersuchten sie unter anderem Schlepp-Fischernetze, die den Meeresboden in Grossbritannien abgrasen. Diese Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass unsere Bemühungen dazu beitragen, das Müllproblem zu lösen.

Die Europäische Union möchte die Müllmassen systematisch bekämpfen und verhängt deshalb ab 2021 ein Verbot für Plastikteller, Trinkhalme und andere Wegwerfprodukte aus Kunststoff in der EU.

Darauf haben sich die EU-Mitgliedstaaten und das Parlament zumindest geeignet - verabschiedet werden soll das Gesetz noch dieses Jahr.

Das sind die Sack-Alternativen

Was ist – deiner Meinung nach – die beste Alternative?

«Dah, de Jutesack, dänks!»

Äh, ja, aber so einfach ist das nicht. Bevor wir Plastik ersetzen wollen, sollten wir uns fragen, womit. Und ob diese Lösung tatsächlich besser ist.

Papiersäcke?

Für viele fühlt sich ein Papierbeutel besser an. Die verrotten zwar deutlich schneller als Plastiksäcke, aber für ihre Herstellung braucht man viel Wasser. Zudem kann man sie seltener mehrmals benutzen. Ökobilanz: nicht so super.

Stofftaschen?

Auch der Baumwollbeutel hat seine Schattenseiten: für ein Kilo Baumwolle braucht man 11.000 Liter Wasser. Das ist mehr als bei Plastik. Zudem setzen die Bauern giftige Chemikalien ein, welche die Umwelt zusätzlich belasten. Ökobilanz: nicht so super.

Jutesack?

Ja, wenn Du ihn gut pflegst und so lange benutzt, bis er unbrauchbar ist. Aber sonnenklar ist die Bilanz auch hier nicht: Die Baumwolle eines Jutebeutels braucht zum Beispiel viel mehr Energie und Wasser in der Herstellung als ein Plastiksack. Folglich muss man ihn mindestens 20  bis 130 Mal nutzen, bis er ökologisch gesehen besser dasteht als die tägliche Plastiktüte.

Also doch Plastik…

Der Ökobilanz-Sieger ist ein Plastiksack aus 80 Prozent Recyclingmaterial – PET oder so. Wenn Du Deine Tasche immer dabeihast und sie mehrfach verwendest, schont das Ressourcen.

Umdenken: was ist wirklich nachhaltig?

Am besten wäre es, wenn wir weniger unnötig Abgepacktes kauften – Bio-Rüebli und Öpfel zum Beispiel. Leider ist auch das nicht so leicht umsetzbar, weil die Biosachen anders verpackt werden müssen.

Bleibt, dass wir weniger und bewusster konsumierten (Rebekka, hier zum anderen Beitrag erlinken mit dem FOIFI?). Dies ist nämlich nach wie vor der grösste Plastikanteil in der Bilanz.

Die Sache ist die: Denk nach, bevor du losgehst. Es sollte zum Beispiel untersagt sein, samstags im Supermarkt ohne Säcke anzukommen, meint ein Recyclingexperte im NZZ-Bericht. Schliesslich verlasse jede Person das Haus mit dem Vorsatz, einzukaufen. Dann könne er ja auch eine der 300 Säcke einpacken, die "im Sack mit den Säcken" herumliegen.

Überlegen sollte man sich auch, wie man sich bewegt. Wenn man den Wocheneinkauf immer mit dem Auto erledigt und jeden Tag Steak isst, dann kann man noch so viel Plastiksäckli sparen – der Öko-Fussabdruck ist hin.